Aber mindestens vor der Feuerwache war Daniel dann noch
mal so richtig krass und zeigte einen perfekten 1800 Richtungswechsel
unter vollkommener Missachtung der durchgezogenen weißen
Linie und bei nahendem Gegenverkehr. Dummerweise guckte
niemand zu - so waren wir mal wieder nur für uns krass.
In der Feuerwache zeigten wir dann nur kurz unsere Anwesenheit,
denn wir hatten ja vor, nochmal bei Kai vorbeizuschauen,
der erst wenige Stunden zuvor (zusammen mit Daniel per Telefonkonferenz)
das perfekte Intro herausgesucht hatte. Da in der Feuerwache
auch noch nicht wirklich was los war, zogen wir dann auch
gleich weiter. Aus Faulheit entschieden wir uns, das Auto
zu nehmen, obwohl Daniel der Meinung war, man könne
zu Kai auch laufen. Dies stellte sich dann aber als Irrtum
heraus und so waren wir alle froh, doch gefahren zu sein.
Mit fettem Intro im Gepäck kehrten
wir dann zur Feuerwache zurück und natürlich
machte Daniel wieder seine mächtige Drehung. Dort
angekommen, checkten wir dann erstmal den Bandraum. Der
war ganz bequem, leider gab es nur kein Licht. Jedenfalls
brauchten wir ne viertel Stunde um den Schalter zu finden.
Pete war es letztendlich, der dann Licht ins dunkel brachte,
als sich Daniel schon resigniert auf die Suche nach Hilfe
gemacht hatte. Im Hellen sah der Raum gar nicht einladend
aus und auch die bequeme Couch verlor sofort ihren Reiz
und ich stellte mich lieber hin. Gut, dass Pete einen Staubsauger
entdeckt hatte, mit dem er auch gleich etwas Ordnung schaffte.
Wenig begeistert hörten wir den Soundcheck der ersten
Band, hinter der doch auf dem Flyer so verheißungsvoll
das Wort "Metalcore"
stand. Und wir hatten uns alle gewundert warum die keiner
von uns kannte, obwohl die auch aus Berlin waren - aber
es war ja auch nur ein Soundcheck. Als die dann fertig
waren wurde jedenfalls erstmal Slayer aufgelegt und wir
machten uns auf in Richtung Bühne. Von der ganzen
angekündigten WB-Crew war noch nichts zu sehen, aber
es war ja auch noch Zeit und bis jetzt war ja noch nicht
mal die Band komplett. Christian traf dann aber bald ein
und ich übergab ihm feierlich seine Getränkemarken,
während die anderen auf der Suche nach Nahrung waren
und beschlossen, die nächstgelegene Tankstelle, derer
es gleich zwei gegenüber gab, aufzusuchen. Drinnen
wurde es langsam voller, nur an bekannten Gesichtern fehlte
es. Die Slayer-CD war auch zu Ende und ich machte mich
auf nach draußen. Da standen sie dann alle, die ganze
WB13-Crew, es waren glaub ich sogar noch mehr Leute als
sich angekündigt hatten. Trotz des ernüchternden
Soundchecks wollte ich die erste Band nicht verpassen und
so ging ich auch bald schon wieder rein.
Als die erste Band anfing, war die Feuerwache rappelvoll
und ich hatte Mühe, von hinten überhaupt etwas
zu sehen. Meine Erwartungen an die Darbietung waren sehr
gering, weshalb mich die Band dann positiv überraschte
und ich ging weiter nach vorne um mir das Spektakel anzugucken.
Nach ein paar Liedern hatte ich dann aber doch genug und
wandte mich ab zum Backstageraum, wo sich Daniel und die
anderen auf ihren Auftritt vorbereiteten.
Die erste Band war dann auch bald fertig und Subconscious
machten sich auf der Bühne breit. Ich legte meinen
extra für dieses Konzert schnell noch ausgedruckten
Subconscious-Lyrics Spickzettel vorne an den Bühnenrand,
musste aber leider feststellen, dass ich Schriftgröße
6 so niemals entziffern könnte - naja nächstes
Mal muss ich dann etwas größer drucken oder
besser noch auswendig lernen, so wie Kai. Das Inro ertönte
und die Leute strömten zur Bühne. Der übliche
Sicherheitsabstand von 5 Metern wurde stark unterschritten,
es waren maximal 2 - ob das vielleicht am Intro lag? (Vielleicht
hätte ich mal ordentlich meinen Hof markieren sollen.)
Der Übergang zum ersten Song klappte jedenfalls einwandfrei
und das obwohl es nie geprobt wurde - seit wann gibt es
denn sowas? Ich ging dann auch gleich ordentlich ab und
war damit nicht der Einzige, auch wenn die anderen sich
ein bisschen mehr Zeit ließen. Der kleine Raum vor
der Bühne wurde jedenfalls zwischenzeitlich voll ausgenutzt.
Besonders gespannt war ich auch auf den neuesten Song und
diesmal würde mir nichts entgehen. Ich ließ Christian
nicht aus dem Auge und wartete nur auf die hilflosen Blicke
Richtung Daniel, wenn ihm wieder die Melodie entfallen
würde. Aber nichts passierte und das neue Meisterwerk
wurde zum ersten Mal auch als solches vorgetragen. Bei "From
The Ashes" durfte ich dann auch ran, den Text konnte ich
sogar ohne Zettel. Ich lieferte mir einige Duette mit Kai,
was auf jeden Fall sehr geil war, auch wenn ich nicht weiß,
wie es sich angehört hat. Insgesamt war es ein sehr
gelungener Auftritt und es kam auch gut beim Publikum an
- auch wenn einige vorzeitig den Raum verließen,
aber an diesem Abend waren ja auch sehr viele Musikgeschmäcker
vertreten.
Nachdem Subconscious die Bühne geräumt hatten,
versuchten Kai und ich einen Platz für den Merch klar
zu machen. Leider waren beide Tische voll belegt, aber
die Leute von Boing machten gerne noch etwas Platz für
uns. Irgendwie wollte aber kaum jemand was kaufen, obwohl
ich wieder lautstark Rumkrakeelte. Immerhin unterhielt
ich mich dabei nett mit dem Boing Sänger. Die hatten
richtig geile Shirts, das eine knallgelb, das andere hellblau
und auf beiden ein cooler Elefant mit trommelndem Kind
- waren aber leider nur Girlies, aber ich hatte eh nicht
genug Geld mit. Außerdem gab es eine Liste in der
Interessierte ihre Email-Addresse eintragen konnten, da
waren sie uns wohl weit voraus. Der Boing Sänger erbarmte
sich dann auch und bot uns einen Euro plus Boing Button
für den Sampler, der eigentlich zwei Euro kostet aber
wir ließen uns trotzdem auf diesen Handel ein.
Als nächstes waren Throat Club an der Reihe, bei denen
ja Riko, der alte Subconscious-Sänger, mitmischt.
Musikalisch war das was die machten überhaupt nicht
meine Welt, eher Crossover mäßig und so guckte
ich mir das auch nur vom Stand aus an und unterhielt mich
dabei weiter mit dem Boing Sänger. Zwischendurch ging
ich einmal kurz nach vorn um einen Blick auf den Bassisten
zu werfen, der vom Stand aus von den Boxen verdeckt war.
Was der da am Instrument veranstaltete war schon ziemlich
krass, klang es jedenfalls für mich, aber ich musste
schnell zum Stand zurück, um den nicht länger
unbeaufsichtigt zu lassen.
Als letztes spielten Boing, die machten eine sehr abwechslungsreiche
Mischung aus Crossover Punk und auch Ska. Der Sänger
hatte zwei dicke Trommeln hinter sich aufgebaut, die er
auch ab und zu gekonnt zum Einsatz brachte. Auch stimmlich
und vor allem mimisch und abgehtechnisch wusste er genau
was er tat. Das Publikum sprach er mit "Meine Damen und
Herren" an und alle zwei Lieder erklärte er, dass
sie Boing aus Leipzig sein - immerhin hat´s was gebracht
und ich hab es mir bis zum Verfassen dieses Textes gemerkt.
Auch die Titel der Stücke waren sehr geil, "Vegetables"
oder "Fruits" seien hier mal beispielhaft erwähnt
und dementsprechend waren auch die Ansagen zwischen den
Liedern. Boing kamen bei den Leuten auf jeden Fall sehr
gut an, verkauften auch ordentlich CDs und auch die Mailliste
wurde ordentlich gefüllt.
Nach dem Konzert ging dann die große Verabschiedungsorgie
los und Daniel kam überhaupt nicht mehr los. Es dauerte
bestimmt eine Stunde bis wir wieder im duftenden Auto saßen.
Da der Abend noch jung war, machten wir noch eine nahe
liegende Goa-Party unsicher, bevor wir dann nach Hause
fuhren.